47 | Laura Freudenthaler
Laura
Freudenthaler erzählt die Geschichte von Fanny, einer Frau, die seit ihrer
Kindheit versucht, einen Platz zu finden, in den sie hineinpasst. Als Kind muss
sie die Begrenzungen um ihren Körper fühlen – sie sucht unter der Sitzbank die
Position, in der sie ihren Körper spüren kann, unter die Holzbank gedrückt. Als
erwachsene Frau presst Fanny den Kopf gegen das Betthaupt: Wo hört der eigene
Körper, das eigene Leben auf? Wie fügt man sich ein? In welche Form wird man
gepresst?
In
ihrem ersten Roman steht die Erinnerung an ein Leben im Mittelpunkt. Fanny
bekommt als alte Frau, Mutter und Großmutter von ihrer Enkelin ein Tagebuch
geschenkt, in dem sie ihre Erinnerungen aufheben soll. Das Buch bleibt
unberührt auf ihrem Nachttisch liegen, die Seiten kann sie nicht füllen, denn
es gibt Dinge, von denen man besser nicht spricht. „Fanny hatte die Erfahrung gemacht,
dass das Unglück davon angezogen wurde, wenn einer es wagte, an das Glück zu
glauben. Sie glaubte deshalb sehr fest an das Unglück, das ihr ebenso vertraut
und nahe war wie der Gevatter Tod.“ (153) In ihrem Leben ist Fanny das Unglück
immer wieder begegnet, ihre Familie muss sie verlieren, die Erinnerungen daran
fügen sich in einzelnen Momentaufnahmen aneinander. Laura Freudenthaler
zeichnet in ihrer präzisen, feinsinnigen und doch kühlen Sprache Fanny als eine
Frau, die versucht, aufrecht zu bleiben und sich selbst zu spüren, aller Wunden
zum Trotz.
Laura Freudenthaler liest am 29. November 2017 aus ihrem neuen Roman „Die Königin schweigt“ (Droschl 2017) auf Einladung des Literaturforums Leselampe. Hier geht's zur Veranstaltung.
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